Berlin – Sind zehn Euro Medikamentenzuzahlung für Patientinnen und Patienten schon zu viel Geld? Offenbar ja. Eine Befragung in Apothekenteams hat ergeben, dass Patienten, die eine Zuzahlung leisten müssen, entweder das Einlösen des Rezepts verschieben oder sogar auf das verschriebene Medikament verzichten. Und das geschieht wöchentlich tausendfach. Das zeigen die Ergebnisse der jüngsten aposcope-Umfrage für die „Zahl der Woche“ vom 10. Dezember 2019. Am häufigsten sind davon Seniorinnen und Senioren betroffen.
Arzneimittelzuzahlungen sind seit Jahren umstritten. Denn für viele Patientinnen und Patienten stellen sie eine große finanzielle Belastung dar. So gaben rund zwei Drittel der Befragten (65 %) in der aposcope-Studie an, in ihrer Apotheke mindestens einmal im Monat mitzuerleben, dass sich ein Patient die Zuzahlung nicht leisten kann. Insbesondere Rentner:innen haben laut 69 % der Befragten Probleme, ihre notwendigen Medikamente in der Apotheke zu bezahlen. Aber auch bei Chronikern, Auszubildenden, Studenten, Sozialleistungsempfängern und jungen Eltern ist das Geld offenbar zu knapp, wie ein Viertel der Apotheker:innen und PTA angab.
Daher stimmt die Mehrheit des Apothekenpersonals der Forderung zu, dass Senioren (53 %) und Chroniker (64 %) von der Zuzahlung befreit werden sollten. Dass die Zuzahlungspflicht generell abgeschafft werden sollte, verneinen die Befragten jedoch mehrheitlich (53 %). Stattdessen teilen die Umfrageteilnehmer:innen zum Großteil (64 %) die Meinung, dass die Zuzahlung auf fünf Euro begrenzt sein und bei Rabattarzneimitteln komplett entfallen sollte (76 %).
Können sich Patienten die Medikamentenzuzahlung nicht leisten, verschieben sie die Einlösung des Rezepts laut drei Viertel der Befragten (75 %) auf einen späteren Zeitpunkt. Viele Patientinnen und Patienten verzichten jedoch auch auf das benötigte Arzneimittel, gaben 59 % der Teilnehmer:innen an. Dabei sind sich nach Meinung des Apothekenpersonals die Betroffenen zu einem Großteil (87 %) durchaus bewusst, dass sie sich von der Zuzahlung befreien lassen können. Dennoch stimmt die Mehrheit (77 %) der Apotheker:innen und PTA der Aussage zu, dass der Beratungsbedarf für diese Thematik bei Patientinnen und Patienten offenbar hoch ist.
Die Ergebnisse zur „Zahl der Woche“ wurden mit insgesamt 310 verifizierten Apotheker:innen und PTA am 10. Dezember 2019 erhoben.