Berlin – Selbstgenähte Baumwollmasken, Kaffeefilter und sogar Staubsaugerbeutel: Da professionelle Mund-Nase-Schutz-Masken durch die Corona-Pandemie seit Monaten kaum noch zu bekommen sind, werden viele Menschen kreativ, um sich und andere zu schützen. Immer mehr Bundesländer haben nun eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln oder Geschäften angekündigt, was die Nachfrage zusätzlich in die Höhe treiben dürfte. Doch die gute Nachricht ist: Die deutliche Mehrheit der Apotheken (83 Prozent) hat inzwischen wieder Mund-Nasen-Schutz-Masken vorrätig, die sie verkaufen können, zeigt die neue aposcope-Umfrage.
Nachdem seit Beginn dieser Woche erste Lockerungen der Corona-Regelungen greifen, entscheiden sich viele Bundesländer für eine Maskenpflicht in Teilen des öffentlichen Raumes. Das Tragen entsprechender Masken soll das Ansteckungsrisiko senken, insbesondere dann, wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. Auch beim Apothekenpersonal sind die Masken inzwischen fester Bestandteil. Zwei Drittel der befragten Apotheker:innen und PTA (66 Prozent) geben an, bereits mit einer Mund-Nase-Schutz-Maske zu arbeiten oder planen dies. Bei den Kunden dürfte die Nachfrage in den nächsten Tagen und Wochen weiter steigen. Anders als in den Vorwochen kann diese aktuell vielerorts auch erfüllt werden. Inzwischen haben viele Apotheken (83 Prozent) wieder einen Vorrat an Masken, die sie verkaufen können. Noch vor zwei Wochen (Kalenderwoche 15) gaben 70 Prozent der Umfrageteilnehmer:innen an, beispielsweise bei Atemschutzmasken ausverkauft zu sein und auch keinen Nachschub zu erhalten. In Kalenderwoche 12 lag dieser Anteil sogar bei 90 Prozent.
Unterschiedliche Aufschläge für Mund-Nase-Schutz-Masken
Bei der Preisgestaltung für die Mund-Nase-Schutz-Masken gehen die Apotheken unterschiedliche Wege: Knapp jede zehnte Offizin (9 Prozent) mit einem Masken-Vorrat begnügt sich mit einem Aufschlag von unter 20 Prozent. Auf der anderen Seite veranschlagt wiederum jede zehnte Apotheke (10 Prozent) Aufschläge von 50 Prozent und mehr auf die derzeit so gefragte Ware. Der Großteil bewegt sich zwischen diesen Rändern: 20 bis unter 30 Prozent Aufschlag (13 Prozent), 30 bis unter 40 Prozent (11 Prozent) und 40 bis unter 50 Prozent (15 Prozent).
Die Marge liegt bekanntlich ohnehin im Einkauf. Wer gute Bezugsquellen hat, kann einen guten Schnitt machen, ohne die Kunden mit hohen Preisen zu überfordern oder zu verärgern. Die meisten Apotheken beziehen die Masken direkt beim Hersteller (61 Prozent), auch der Bezug über den Großhandel ist gängig (39 Prozent). 14 Prozent kaufen bei Online-Händlern. Nur etwa halb so viele (8 Prozent) geben an, Masken bei Kollegen zu beziehen.
Sollte eine bundesweit einheitliche Maskenpflicht beschlossen werden, würde ein Großteil der Befragten in der aposcope-Umfrage (85 Prozent) eine kostenlose Bereitstellung von Mund-Nase-Schutz-Masken über die Kommunen oder Länder begrüßen.
Apothekenteams sehen Lockerungen der Corona-Maßnahmen teils kritisch
Um sowohl die Kunden als auch sich selbst zu schützen, hat das Apothekenpersonal neben dem Tragen von Masken noch weitere Maßnahmen ergriffen. Eine fest installierte Plexiglasscheibe (94 Prozent) am Verkaufstisch ist dabei die beliebteste Methode. Auch Hinweisschilder (89 Prozent), Bodenmarkierungen (79 Prozent) und Desinfektionsmittelspender (60 Prozent) sind inzwischen verbreitet. Doch auch für besonders gefährdete Kunden haben viele Apotheken eigens Maßnahmen ergriffen. So gaben 83 Prozent an, ältere Kunden derzeit mit dem Botendienst zu Hause zu beliefern, damit sie nicht in die Apotheke kommen müssen.
Im Hinblick auf die beschlossenen Lockerungen einiger Corona-Maßnahmen wie die Öffnung von Geschäften bis 800 Quadratmeter sind die Meinungen beim Apothekenpersonal gespalten. Obwohl die meisten Apotheker:innen und PTA (64 Prozent) mit den Lockerungen zufrieden sind, befürchten drei Viertel (76 Prozent), dass diese zu einem erneuten Anstieg der Infektionskurve führen werden. Daher sprechen sich 59 Prozent dafür aus, dass die Kontaktbeschränkungen trotz der erfolgten Lockerungen auch über den 3. Mai hinaus verlängert werden sollen.
Apothekenpersonal gegen Antikörper-Schnelltests
Heiß diskutiert werden derzeit Covid-19-Antikörper-Schnelltests und die Frage, ob Apotheken diese anbieten sollten oder dürfen. Die ABDA-Juristen haben rechtliche Bedenken angemeldet und raten dringend von der Abgabe ab. Ansonsten drohten Bußgelder von bis zu 30.000 Euro. Auch wenn bislang nur vereinzelt Apotheken die Schnelltests anbieten (1 Prozent), planen 14 Prozent ein solches Angebot. Für die meisten Apotheken (82 Prozent) sind Schnelltests aktuell kein Thema (Vorwoche: 72 Prozent).
Hinweis zur Methodik
aposcope befragt seit dem 25. Februar 2020 jede Woche verifizierte Apotheker:innen und PTA online zum Thema Coronavirus. An der aktuellen Umfrage zur „Zahl der Woche“ nahmen am 21. April 2020 insgesamt 308 Apotheker:innen und PTA teil. Die Fragestellung lautete: „Haben Sie derzeit Mund-Nase-Schutz-Masken vorrätig, die Sie zum Verkauf anbieten?“ Mögliche Antworten waren „Ja“ und „Nein“. Die Umfrage ist repräsentativ für die deutsche Apothekenlandschaft.