Trotz Coro­na-Kri­se: Vie­le Apo­the­ken pla­nen kei­ne ver­kürz­ten Öffnungszeiten

20.03.2020 | Zahl der Woche

Ber­lin – Wäh­rend deutsch­land­weit Schu­len, Kitas und vie­le Geschäf­te auf­grund der der­zei­ti­gen Coro­na-Pan­de­mie geschlos­sen sind, hal­ten Apo­the­ken­teams die Stel­lung. Denn das Apo­the­ken­per­so­nal gehört eben­so wie Mediziner:innen, Pfleger:innen und vie­le wei­te­re zu den soge­nann­ten „sys­tem­re­le­van­ten Berufs­grup­pen“. Meh­re­re Bun­des­län­der haben inzwi­schen die Dienst­be­reit­schaft für Apo­the­ken ein­ge­schränkt. Den­noch plant ein Groß­teil (74 Pro­zent) der Apo­the­ken­teams der­zeit kei­ne ver­kürz­ten Öff­nungs­zei­ten, wie die Ergeb­nis­se der apo­scope-Umfra­ge für die „Zahl der Woche“ unter 311 Apotheker:innen und PTA belegen.

aposcope_Umfrage_Coronavirus_Reduzierte_Öffnungszeiten

Apo­the­ken wol­len stand­haft bleiben

Fast alle befrag­ten Apo­the­ken­teams (94 Pro­zent) bera­ten ihre Kun­den ange­sichts der sich aus­brei­ten­den Coro­na­vi­rus-Pan­de­mie inzwi­schen mehr­mals täg­lich über das Virus, vor rund einem Monat (Kalen­der­wo­che 9) traf dies auf nicht ein­mal die Hälf­te (41 Pro­zent) der Umfrageteilnehmer:innen zu. Und obwohl – oder gera­de weil – 93 Pro­zent der Apotheker:innen und PTA der Mei­nung sind, dass sich das Virus in den nächs­ten Wochen wei­ter mas­siv aus­brei­ten wird, möch­ten vie­le der der Befrag­ten wei­ter unein­ge­schränkt für die Kun­den da sein.

Zwar hal­ten etwa zwei Drit­tel (63 Pro­zent) die Ent­schei­dung eini­ger Bun­des­län­der wie Hes­sen und Ber­lin, die Dienst­be­reit­schaft für Apo­the­ken ver­kür­zen zu kön­nen, für sinn­voll. Den­noch sind redu­zier­te Öff­nungs­zei­ten für knapp drei Vier­tel (74 Pro­zent) der­zeit kein The­ma. Für Sonn­tags­öff­nun­gen auch über den Not­dienst hin­aus sehen dage­gen 80 Pro­zent kei­nen Bedarf.

Apo­the­ken­per­so­nal ergreift Schutzmaßnahmen

Die Aus­brei­tung des Coro­na­vi­rus spitzt sich wei­ter zu. Fast jeder fünf­te Befrag­te (18 Pro­zent) in der apo­scope-Umfra­ge gibt an, dass es im Kun­den­kreis bereits bestä­tig­te Fäl­le von Covid-19-Erkran­kun­gen gibt. Zum Ver­gleich: In der Vor­wo­che waren es nur 4 Pro­zent der Befrag­ten. Auch in den Apo­the­ken­teams hat sich die Zahl der Infi­zier­ten offen­bar erhöht – aller­dings nur leicht. Wäh­rend in der letz­ten Woche 98 Pro­zent der Umfrageteilnehmer:innen anga­ben, dass es im Kol­le­gen­kreis kei­ne Erkran­kung gab, sind es in die­ser Woche noch rund 90 Prozent.

Um die Anste­ckung mit dem neu­ar­ti­gen Coro­na­vi­rus und damit eine wei­te­re Aus­brei­tung zu ver­mei­den, ergrei­fen die Apo­the­ken­teams inzwi­schen zahl­rei­che Maß­nah­men. Mehr als zwei Drit­tel (69 Pro­zent) der Apo­the­ken­teams haben vor der Apo­the­ke einen Auf­stel­ler mit Ver­hal­tens­hin­wei­sen plat­ziert. Außer­dem wur­de vie­ler­orts (62 Pro­zent) ein Boten­dienst für älte­re Kun­den ein­ge­rich­tet. Zu den wei­te­ren Maß­nah­men, die in den Offi­zi­nen bereits umge­setzt sind, zählen:

  • Boden­mar­kie­run­gen als Abstands­hal­ter (54 Prozent)
  • Ver­zicht auf Blut­druck­mes­sen und Anpas­sen von Kom­pres­si­ons­strümp­fen (53 Prozent)
  • Begren­zung der Kun­den­an­zahl in der Apo­the­ke (52 Prozent)
  • Auf­stel­len von Des­in­fek­ti­ons­mit­tel­spen­dern (51 Prozent)

Etwa jede drit­te Apo­the­ke (31 Pro­zent) plant außer­dem, eine Ple­xi­glas­schei­be am HV-Tisch zu instal­lie­ren, jeweils rund ein Vier­tel der Befrag­ten hat außer­dem vor, mit Mund­schutz zu arbei­ten (28 Pro­zent) und in der Rezep­tur in grö­ße­rem Umfang Des­in­fek­ti­ons­mit­tel her­zu­stel­len (24 Prozent).

Wel­che Aus­wir­kun­gen der Coro­na-Pan­de­mie sind in Apo­the­ken spürbar?

Dass Atem­schutz­mas­ken und Des­in­fek­ti­ons­mit­tel in den Apo­the­ken aus­ver­kauft und nicht mehr lie­fer­bar sind, ist längst kein Geheim­nis mehr. Doch auch die Nach­fra­ge nach fie­ber­sen­ken­den Mit­teln (93 Pro­zent) und Schmerz­mit­teln (88 Pro­zent) hat sich im Ver­gleich zur gewöhn­li­chen Ver­kaufs­si­tua­ti­on dras­tisch erhöht.

Fol­gen der ver­än­der­ten Nach­fra­ge­si­tua­ti­on zei­gen sich mitt­ler­wei­le auch beim Groß­han­del. Die gute Nach­richt: Obwohl eini­ge Groß­händ­ler ihre Lie­fe­run­gen ein­schrän­ken muss­ten, ist davon in den Offi­zi­nen bis­her nur wenig zu spü­ren. 42 Pro­zent der Umfrageteilnehmer:innen gaben an, dass sie der­zeit genug Ware an Lager hät­ten, um den Aus­fall von Groß­han­dels­lie­fe­run­gen abzu­fe­dern. Für jeden fünf­ten Befrag­ten zei­gen sich dage­gen ver­schie­de­ne Aus­wir­kun­gen, bei­spiels­wei­se län­ge­re War­te­zei­ten für die Kun­den, eine ein­ge­schränk­te Ver­füg­bar­keit bestimm­ter Pro­duk­te und ein sin­ken­der Vor­rat an Medikamenten.

Hin­weis zur Methodik

Die Ergeb­nis­se der apo­scope-Umfra­ge zur „Zahl der Woche“ wur­den am 18. und 19. März 2020 mit ins­ge­samt 311 veri­fi­zier­ten Apotheker:innen und PTA online erho­ben. Die Fra­ge­stel­lung lau­te­te: „Wel­che Maß­nah­men hat Ihre Apo­the­ke im Zusam­men­hang mit dem Coro­na­vi­rus ergrif­fen bzw. plant die­se zu ergrei­fen?“ Mög­li­che Ant­wor­ten auf die Maß­nah­me „Redu­zier­te Öff­nungs­zei­ten“ waren „Bereits umge­setzt“, „Geplan­te Maß­nah­me“, „Der­zeit kein The­ma“ und „Kei­ne Angabe/Weiß nicht“. Die Umfra­ge ist reprä­sen­ta­tiv für die deut­sche Apothekenlandschaft.