Coro­na­vi­rus: Apo­the­ken­per­so­nal rech­net auch in Deutsch­land mit dem Schlimmsten

04.04.2020 | News

Ber­lin – Poli­tik, Wirt­schaft und Bevöl­ke­rung hal­ten den Atem an: Wie schlimm wird die Coro­na-Kri­se Deutsch­land tref­fen? Wie lan­ge hält die Pan­de­mie an, wel­che Opfer­zah­len sind zu befürch­ten und wel­che Zukunft hat die deut­sche Wirt­schaft? Ant­wor­ten auf die­se Fra­gen gibt es bis­her nicht, auch wenn das Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­um (BMI) bereits meh­re­re Sze­na­ri­en für die Kri­se ent­wor­fen hat. Neben einer schnel­len Kon­trol­le der Kri­se ist auch ein Worst-Case-Sze­na­rio mit mehr als einer Mil­li­on Toten denk­bar. Wie eine neue apo­scope-Umfra­ge zeigt, befürch­tet auch die Mehr­heit des Apo­the­ken­per­so­nals (70 Pro­zent), dass in Deutsch­land vie­le Men­schen an dem Virus ster­ben werden.

Diagramm: aposcope_Corona-Pandemie_Sterberate

Angst vor dem Worst-Case-Sze­na­rio steigt

Wäh­rend die wirt­schaft­li­chen Fol­gen der Coro­na-Kri­se mit einem BIP-Ein­bruch von schät­zungs­wei­se 4 Pro­zent selbst im Best-Case-Sze­na­rio des BMI gra­vie­rend sein dürf­ten, wür­de sich die gesund­heit­li­che Situa­ti­on hier­bei gezielt kon­trol­lie­ren las­sen. Doch ob dies mög­lich ist, bleibt der­zeit frag­lich. Ange­sichts der stei­gen­den Infek­ti­ons­zah­len sowie der mit­un­ter dra­ma­ti­schen Lage in ande­ren euro­päi­schen Län­dern hat sich die Wahr­neh­mung des Virus und sei­ner Fol­gen in den letz­ten Wochen spür­bar ver­än­dert – auch bei Apotheker:innen und PTA.

Laut den Ergeb­nis­sen der aktu­el­len apo­scope-Umfra­ge fürch­ten inzwi­schen 70 Pro­zent der Befrag­ten, dass auch hier­zu­lan­de bald vie­le Men­schen an Covid-19 ster­ben könn­ten. Vor einem Monat (Kalen­der­wo­che 10) lag der Anteil noch bei 28 Pro­zent und hat sich von Woche zu Woche deut­lich erhöht. Allein im Ver­gleich zur Vor­wo­che zeigt sich ein Anstieg um vier Pro­zent­punk­te von 66 Pro­zent auf 70 Prozent.

Eben­falls 70 Pro­zent der Apotheker:innen und PTA hal­ten die „nor­ma­le Grip­pe“ nicht mehr für gefähr­li­cher als das Coro­na­vi­rus – in Kalen­der­wo­che 9 waren es ledig­lich 21 Pro­zent. Zugleich hat sich auch die Sicht auf die öffent­li­che Bericht­erstat­tung gewan­delt. So sind immer weni­ger Befrag­te der Mei­nung, dass das The­ma „Coro­na­vi­rus“ in den Medi­en dra­ma­ti­siert wird. Wäh­rend in Kalen­der­wo­che 10 noch 90 Pro­zent des Apo­the­ken­per­so­nals die­se Ansicht ver­tre­ten haben, ist es inzwi­schen nicht ein­mal die Hälf­te (48 Prozent).

Apo­the­ken­per­so­nal sorgt sich auch um die eige­ne Gesundheit

Obwohl mehr als zwei Drit­tel der Befrag­ten mit den Infor­ma­tio­nen des Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­te­ri­ums und dem Kri­sen­ma­nage­ment der Bun­des­re­gie­rung zufrie­den sind (jeweils 71 Pro­zent), befürch­ten 82 Pro­zent, dass sich das Virus in den kom­men­den Wochen wei­ter mas­siv ver­brei­ten wird. Vor die­sem Hin­ter­grund wächst auch die Sor­ge, sich selbst mit dem Coro­na­vi­rus zu infi­zie­ren. Die­se wird von rund der Hälf­te der Teilnehmer:innen (49 Pro­zent) inzwi­schen geteilt und hat im Ver­gleich zu Kalen­der­wo­che 11 (22 Pro­zent) deut­lich zuge­nom­men. Bis­her ist der Anteil der infi­zier­ten Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen jedoch gering: 94 Pro­zent des Apo­the­ken­per­so­nals geben an, dass es in ihrem Kol­le­gen­kreis bis­her kei­ne Erkran­kun­gen gibt. Gleich­wohl sorgt sich mehr als ein Drit­tel der Befrag­ten um das eige­ne Wohl und das der Team­mit­glie­der (jeweils 35 Prozent).

Unge­wis­se Zukunft: Folgt nach dem Kun­den­an­sturm der gro­ße Einbruch?

Dar­über hin­aus berei­tet auch die wirt­schaft­li­che Zukunft den Apo­the­ken Sor­gen: Nach­dem das Apo­the­ken­per­so­nal in den ers­ten Tagen und Wochen der Coro­na-Pan­de­mie einen enor­men Kun­den­an­sturm zu bewäl­ti­gen hat­te, ist es inzwi­schen deut­lich ruhi­ger gewor­den. Die Fol­gen sind Über­stun­den­ab­bau (23 Pro­zent), fle­xi­ble Arbeits­zei­ten (30 Pro­zent) und Kurz­ar­beit (8 Pro­zent). Nicht umsonst bangt knapp ein Drit­tel der Umfrageteilnehmer:innen um die eige­ne wirt­schaft­li­che bezie­hungs­wei­se finan­zi­el­le Lage (30 Pro­zent) sowie mehr als jeder Vier­te um die Über­le­bens­fä­hig­keit der Apo­the­ke (28 Prozent).

Hin­weis zur Methodik

apo­scope befragt seit dem 25. Febru­ar 2020 jede Woche veri­fi­zier­te Apotheker:innen und PTA zum The­ma Coro­na­vi­rus. An der aktu­el­len Umfra­ge in der Kalen­der­wo­che 14 haben am 31. März und 1. April 2020 ins­ge­samt 307 Befrag­te teil­ge­nom­men. Die Fra­ge­stel­lung lau­te­te: „Inwie­fern stim­men Sie den fol­gen­den Aus­sa­gen zu?“ Mög­li­che Ant­wor­ten auf die Aus­sa­ge „Ich habe Angst, dass bald auch in Deutsch­land vie­le Men­schen an dem Coro­na­vi­rus ster­ben wer­den.“ waren „Stim­me voll und ganz zu“, „Stim­me zu“, „Stim­me eher zu“, „Stim­me eher nicht zu“, „Stim­me nicht zu“, „Stim­me über­haupt nicht zu“ und „Kei­ne Angabe/Weiß nicht“. Die Umfra­ge ist reprä­sen­ta­tiv für die deut­sche Apothekenlandschaft.