Coro­na-Rege­lun­gen: Apo­the­ken sind für Mund­schutz­pflicht im öffent­li­chen Leben

15.04.2020 | Zahl der Woche

Ber­lin – Kon­takt­ver­bot, geschlos­se­ne Geschäf­te und Home-Schoo­ling: Die Coro­na-Pan­de­mie stellt Deutsch­land wirt­schaft­lich und gesell­schaft­lich auf die Pro­be. Auch Apo­the­ken lei­den unter den der­zei­ti­gen Rege­lun­gen zum Infek­ti­ons­schutz. Über Ostern hat die Natio­na­le Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten Leo­pol­di­na Emp­feh­lun­gen für eine schritt­wei­se Rück­kehr zur Nor­ma­li­tät vor­ge­legt, über die die Poli­tik nun berät. Die deut­li­che Mehr­heit der Apo­the­ken­teams (81 Pro­zent) befür­wor­tet den Vor­schlag einer Mund­schutz­pflicht, wenn der Min­dest­ab­stand nicht ein­ge­hal­ten wer­den kann, zeigt die neue aposcope-Umfrage.

Diagramm_Mundschutzpflicht_aposcope_Charts_Zahl der Woche_KW 16

Die Mund­schutz­pflicht ist eine der Leo­pol­di­na-Emp­feh­lun­gen, sofern im öffent­li­chen Leben ein Min­dest­ab­stand nicht ein­ge­hal­ten wer­den kann. Die­se Maß­nah­me begrüßt ein Groß­teil der befrag­ten Apotheker:innen und PTA. Zudem spre­chen sich 59 Pro­zent der Umfrageteilnehmer:innen für eine gene­rel­le Mas­ken­pflicht beim Ein­kau­fen aus. Heiß dis­ku­tiert wird der­zeit auch über die Nut­zung einer App zur leich­te­ren Nach­ver­fol­gung mög­li­cher Kon­tak­te mit bestä­tigt infi­zier­ten Per­so­nen. Die Nut­zung wäre hier­zu­lan­de frei­wil­lig und stößt bei den Apo­the­ken­teams auf brei­te Zustim­mung: 56 Pro­zent hal­ten eine sol­che Maß­nah­me für sinn­voll. Unter den befrag­ten Apo­the­kern ist die Zustim­mung mit 65 Pro­zent deut­lich höher als bei den PTA (47 Prozent).

Trotz wirt­schaft­li­cher Ein­bu­ßen: Apo­the­ken für Ver­län­ge­rung des Kontaktverbotes

Die Apo­the­ken spü­ren das am 23. März 2020 ver­häng­te Kon­takt­ver­bot nach wie vor deut­lich: 43 Pro­zent geben an, seit­dem weni­ger Kun­den zu haben. Die Aus­wir­kun­gen sind jedoch je nach Lage unter­schied­lich spür­bar: Wäh­rend Cen­ter-Apo­the­ken vor exis­ten­zi­el­len Bedro­hun­gen ste­hen, hat sich bei ande­ren Apo­the­ken die Kun­den­zahl inzwi­schen fast wie­der auf Nor­mal­maß ein­ge­pen­delt. Jede drit­te Apo­the­ke (34 Pro­zent) ist laut Umfra­ge beson­ders stark von Lauf­kund­schaft abhän­gig, bei wei­te­ren 18 Pro­zent hat die­se eine eher hohe Bedeu­tung. Mehr als die Hälf­te des befrag­ten Apo­the­ken­per­so­nals (53 Pro­zent) erwar­tet eine Bele­bung des Geschäfts, wenn die Kon­takt­be­schrän­kun­gen gelo­ckert wer­den. 40 Pro­zent gehen von unver­än­der­ten Ver­hält­nis­sen aus.

Ursprüng­lich wur­de das Kon­takt­ver­bot bis zum 19. April 2020 ver­hängt, um anschlie­ßend über das wei­te­re Vor­ge­hen zu bera­ten. Doch nur knapp jeder vier­te Befrag­te (24 Pro­zent) glaubt, dass dann wirk­lich Schluss sein soll­te. 42 Pro­zent spre­chen sich für eine Ver­län­ge­rung um wei­te­re zwei Wochen aus, 26 Pro­zent sogar für wei­te­re vier Wochen oder noch länger.

Mög­li­che Locke­run­gen der Coro­na-Rege­lun­gen: Schu­len haben obers­te Priorität

CDU-Che­fin Anne­gret Kramp-Kar­ren­bau­er for­dert eine bun­des­weit ein­heit­li­che Rege­lung bei der Locke­rung der Kon­takt­be­schrän­kun­gen. Das sieht die deut­li­che Mehr­heit (85 Pro­zent) der Apotheker:innen und PTA auch so. Hin­sicht­lich einer mög­li­chen Wie­der­eröff­nung haben Schu­len und Bil­dungs­ein­rich­tun­gen für mehr als die Hälf­te (52 Pro­zent) der Umfrageteilnehmer:innen eine hohe Prio­ri­tät. Bei Kin­der­ta­ges­stät­ten sieht jeweils rund ein Drit­tel der Befrag­ten eine sehr hohe (35 Pro­zent) oder mitt­le­re Prio­ri­tät (37 Pro­zent). Dazwi­schen steht für die Apo­the­ken­teams der Ein­zel­han­del: 46 Pro­zent wün­schen sich hier eine schnel­le Rück­kehr zur Nor­ma­li­tät. Das Gast­ge­wer­be fällt bei der Prio­ri­sie­rung mit 20 Pro­zent deut­lich dahin­ter zurück. Selbst bei den Behör­den sieht nur etwa ein Vier­tel (26 Pro­zent) eine hohe Priorität.

Sor­ge vor der Aus­brei­tung des Virus bleibt

Im Kampf gegen die Aus­brei­tung des Virus wird aktu­ell ver­stärkt über den Ein­satz von Schnell­tests zur Anti­kör­per-Bestim­mung in Apo­the­ken dis­ku­tiert. Bis­lang bie­ten das nur sehr ver­ein­zelt Apo­the­ken an (2 Pro­zent), aller­dings plant ein wei­te­res Vier­tel der Umfrageteilnehmer:innen, ein ent­spre­chen­des Ange­bot dem­nächst in der Offi­zin auf­zu­neh­men. Für die Mehr­heit (72 Pro­zent) ist das der­zeit jedoch kein The­ma. Zudem teilt mehr als die Hälf­te der Befrag­ten (51 Pro­zent) die Auf­fas­sung, dass alle Apo­the­ken in Deutsch­land der­ar­ti­ge Tests anbie­ten soll­ten, nicht.

Die Zahl der Erkran­kun­gen in den Teams ist wie in den Vor­wo­chen gering: Nur 2 Pro­zent der Befrag­ten geben an, dass ein Kol­le­ge akut erkrankt ist, bei 4 Pro­zent waren Kol­le­gen erkrankt, sind aber inzwi­schen wie­der gene­sen. Die deut­li­che Mehr­heit (91 Pro­zent) weist aller­dings kei­ne Covid-19-Erkran­kung im Kol­le­gen­kreis auf. Den­noch ist die Sor­ge vor dem Virus wei­ter­hin groß. Mehr als die Hälf­te der Apotheker:innen und PTA (53 Pro­zent) befürch­ten, dass auch in Deutsch­land vie­le Men­schen an dem Coro­na­vi­rus ster­ben wer­den und rund drei Vier­tel haben Angst, dass sich das Virus in den kom­men­den Wochen wei­ter mas­siv ver­brei­ten wird (74 Pro­zent). Im Ver­gleich zur Vor­wo­che (65 Pro­zent und 78 Pro­zent) sind die­se Befürch­tun­gen jedoch etwas zurück­ge­gan­gen. Selbst Angst vor einer Infek­ti­on haben wei­ter­hin 40 Pro­zent der Teilnehmer.

Hin­weis zur Methodik

apo­scope befragt seit dem 25. Febru­ar 2020 jede Woche veri­fi­zier­te Apotheker:innen und PTA online zum The­ma Coro­na­vi­rus. An der aktu­el­len Umfra­ge zur „Zahl der Woche“ nah­men am 14. April 2020 ins­ge­samt 311 Apotheker:innen und PTA teil. Die Fra­ge­stel­lung lau­te­te: „Die Natio­na­le Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten Leo­pol­di­na hat über Ostern Emp­feh­lun­gen für eine schritt­wei­se Rück­kehr zur Nor­ma­li­tät vor­ge­legt. Inwie­weit hal­ten Sie die fol­gen­den Emp­feh­lun­gen für sinn­voll?“ Mög­li­che Ant­wor­ten auf die Opti­on „Mund­schutz­pflicht im öffent­li­chen Leben, wenn der Min­dest­ab­stand nicht ein­ge­hal­ten wer­den kann“ waren „Sehr sinn­voll“, „Sinn­voll“, „Eher sinn­voll“, „Eher nicht sinn­voll“, „Nicht sinn­voll“, „Über­haupt nicht sinn­voll“ und „Kei­ne Angabe/Weiß nicht“. Die Umfra­ge ist reprä­sen­ta­tiv für die deut­sche Apothekenlandschaft.