Apo­the­ken befürch­ten bei wei­te­ren Locke­run­gen einen Anstieg der Corona-Erkrankungen

30.04.2020 | Zahl der Woche

Ber­lin – Trotz bun­des­wei­ter Mas­ken­pflicht kehrt Deutsch­land der­zeit in klei­nen Schrit­ten zur Nor­ma­li­tät zurück. So haben klei­ne­re Geschäf­te und Schu­len wie­der teil­wei­se geöff­net und auch Fri­seur­sa­lons neh­men den Betrieb bald wie­der auf. Über mög­li­che neue Locke­run­gen wol­len Bund und Län­der nach die­sem Wochen­en­de ent­schei­den. Das Apo­the­ken­per­so­nal sieht dies jedoch kri­tisch. Mehr als drei Vier­tel der Apotheker:innen und PTA (78 Pro­zent) befürch­ten durch wei­te­re künf­ti­ge Locke­run­gen einen Anstieg der Infek­ti­ons­kur­ve, dies zeigt die neue aposcope-Umfrage.

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Seit Beginn letz­ter Woche sind ers­te Locke­run­gen der Coro­na-Rege­lun­gen in Kraft, die nach wochen­lan­ger Schlie­ßung vor allem im Ein­zel­han­del für Auf­at­men gesorgt haben. Sowohl die Bun­des­re­gie­rung als auch Viro­lo­gen haben jedoch ein­dring­lich davor gewarnt, dass durch die­sen ers­ten Schritt zurück in die Nor­ma­li­tät die Zahl der Coro­na-Erkran­kun­gen wie­der stei­gen könn­te. Die­se Sor­ge tei­len drei Vier­tel (74 Pro­zent) der Umfrageteilnehmer:innen. Soll­te es dem­nächst noch wei­te­re Locke­run­gen geben, ist die Besorg­nis beim Apo­the­ken­per­so­nal sogar noch grö­ßer (78 Prozent).

Um die Über­tra­gung des Virus ein­zu­däm­men, haben inzwi­schen alle Bun­des­län­der eine Mas­ken­pflicht ein­ge­führt, die sowohl im öffent­li­chen Nah­ver­kehr als auch beim Ein­kau­fen gilt – das betrifft auch Apo­the­ken. Kun­den müs­sen beim Betre­ten der Apo­the­ke eine Mas­ke tra­gen, bei Nicht­ein­hal­tung droht je nach Bun­des­land ein Buß­geld. Fehlt eine Mund-Nasen-Bede­ckung bei Kun­den, ver­wei­gern ihnen der­zeit 44 Pro­zent des Apo­the­ken­per­so­nals den Zutritt. 14 Pro­zent der Teilnehmer:innen ver­kau­fen den Kun­den vor dem Betre­ten der Offi­zin über die Not­dienst­klap­pe eine ent­spre­chen­de Mas­ke und 8 Pro­zent bedie­nen Kun­den ohne Mas­ke kom­plett über die Not­dienst­klap­pe. Ein Drit­tel der Apotheker:innen und PTA (33 Pro­zent) berich­tet außer­dem von unan­ge­neh­men Situa­tio­nen in der Offi­zin wegen Kun­den ohne Mas­ke. Um sich selbst und die Kun­den zu schüt­zen, geben zwei Drit­tel der Befrag­ten (68 Pro­zent) an, dass in ihrer Apo­the­ke auch alle Mitarbeiter:innen eine Schutz­mas­ke tragen.

Vie­le Apo­the­ken haben Masken-Vorrat

Bereits vor der bun­des­wei­ten Mas­ken­pflicht war die Nach­fra­ge nach Schutz­mas­ken und Mund-Nasen-Bede­ckun­gen hoch. Die­se hält auch wei­ter­hin an. Laut einem Vier­tel der Befrag­ten (28 Pro­zent) kom­men etwa 25 bis 50 Pro­zent der Kun­den nur in die Offi­zin, um eine Mas­ke zu kau­fen. Bereits in der letz­ten Woche gab die deut­li­che Mehr­heit der Befrag­ten (83 Pro­zent) an, in der Offi­zin wie­der einen Vor­rat an Mas­ken zum Ver­kauf zu haben. 70 Pro­zent der Apotheker:innen haben der­zeit sogar die lan­ge Zeit aus­ver­kauf­ten Fil­trie­ren­den Atem­mas­ken (FFP2 und FFP3) vor­rä­tig. OP-Mas­ken sind sogar in 82 Pro­zent der Apo­the­ken vor­han­den. Dage­gen ist der Vor­rat an All­tags- oder Com­mu­ni­ty-Mas­ken in Apo­the­ken eher gering (48 Pro­zent). Sowohl Fil­trie­ren­de Mas­ken als auch OP-Mas­ken bezieht das Apo­the­ken­per­so­nal dabei vor allem über Händ­ler oder Zwi­schen­händ­ler (38 Pro­zent und 44 Pro­zent). Aber auch der Groß­han­del sowie der direk­te Bezug vom Her­stel­ler spie­len bei rund jedem Vier­ten (OP-Mas­ken) bezie­hungs­wei­se jedem fünf­ten Befrag­ten (FFP2 und FFP3) eine Rolle.

Wirt­schaft­li­che Situa­ti­on von Apo­the­ken: Kun­den­zah­len und Umsatz variieren

Nach einem Kun­den­an­sturm in den ers­ten Wochen der Coro­na-Pan­de­mie sind die Kun­den­zah­len in vie­len Apo­the­ken zuletzt ein­ge­bro­chen, sodass vie­ler­orts Über­stun­den abge­baut oder sogar Kurz­ar­beit ange­mel­det wer­den muss­te. Somit wuchs auch die Sor­ge um das wirt­schaft­li­che Über­le­ben der Offi­zin und den eige­nen Arbeits­platz. Den­noch beur­tei­len zwei Drit­tel (67 Pro­zent) des Apo­the­ken­per­so­nals die der­zei­ti­ge Geschäfts­la­ge ihrer Apo­the­ke als sehr gut bis eher gut.

Bei einem Ver­gleich der aktu­el­len Kun­den­zah­len mit dem Vor­jahr zeigt sich ein gemisch­tes Bild. Von den 100 befrag­ten Inhabern/Filialleitern berich­ten 47 Pro­zent im April 2020 von weni­ger Kun­den als im Vor­jah­res­mo­nat, wäh­rend eben­falls 47 Pro­zent unver­än­der­te oder sogar gestie­ge­ne Kun­den­zah­len ver­zeich­nen. Dem­nach ist der Umsatz im Jah­res­ver­gleich laut 48 Pro­zent der Fili­al­lei­ter unver­än­dert oder höher, wohin­ge­gen 42 Pro­zent Umsatz­ein­bu­ßen hin­neh­men müssen.

Unter­schied­li­che Auf­schlä­ge für Pflegehilfsmittel

Der­zeit wird über eine höhe­re Kas­sen­pau­scha­le für Pfle­ge­hilfs­mit­tel dis­ku­tiert, die Pfle­gen­de benö­ti­gen, um betrof­fe­ne Ange­hö­ri­ge zu Hau­se zu pfle­gen. Dazu gehö­ren Pro­duk­te wie Bett­ein­la­gen, Ein­mal­hand­schu­he, sowie Des­in­fek­ti­ons­mit­tel und Schutz­mas­ken, die aktu­ell zum Teil ver­stärkt nach­ge­fragt wer­den. Wäh­rend die Ver­sor­gung mit ent­spre­chen­den Pro­duk­ten bis auf Ein­mal­hand­schu­he in den Apo­the­ken über­wie­gend gesi­chert ist, ist mit Aus­nah­me von Bett­ein­la­gen bei allen Pfle­ge­hilfs­mit­teln ein Anstieg des Ein­kaufs­prei­ses fest­zu­stel­len. Beson­ders betrof­fen sind davon Schutz­mas­ken, für die laut mehr als drei Vier­tel der befrag­ten Inha­ber (77 Pro­zent) ein Auf­schlag von 100 Pro­zent oder mehr fäl­lig wird. 30 Pro­zent der Inha­ber berich­ten, dass der Ein­kaufs­preis von Des­in­fek­ti­ons­mit­teln seit Beginn der Coro­na-Epi­de­mie um bis zu 50 Pro­zent gestie­gen ist, laut 40 Pro­zent sogar um 100 Pro­zent oder mehr.

Hin­weis zur Methodik

apo­scope befragt seit dem 25. Febru­ar 2020 jede Woche veri­fi­zier­te Apotheker:innen und PTA online zum The­ma Coro­na­vi­rus. An der aktu­el­len Umfra­ge zur „Zahl der Woche“ nah­men am 29. und 30. April 2020 ins­ge­samt 301 Apotheker:innen und PTA teil. Die Fra­ge­stel­lung lau­te­te: „Inwie­fern stim­men Sie den fol­gen­den Aus­sa­gen zu?“ Mög­li­che Ant­wor­ten auf die Aus­sa­ge „Ich befürch­te, dass wei­te­re zukünf­ti­ge Locke­run­gen der Coro­na-Schutz­maß­nah­men zu einem erneu­ten Anstieg der Infek­ti­ons­kur­ve füh­ren wer­den.“ waren „Stim­me voll und ganz zu“, „Stim­me zu“, „Stim­me eher zu“, „Stim­me eher nicht zu“, „Stim­me nicht zu“, „Stim­me über­haupt nicht zu“ und „Kei­ne Angabe/Weiß nicht“. Die Umfra­ge ist reprä­sen­ta­tiv für die deut­sche Apothekenlandschaft.