Berlin – Als Tag der deutschen Einheit ist der 3. Oktober Jahr für Jahr mit besonderen Feierlichkeiten verbunden. Auch wenn die Corona-Pandemie die Möglichkeiten zum 30. Jubiläum einschränkt, sollte an dieser Tradition festgehalten werden, wie die Ergebnisse einer neuen aposcope-Umfrage zeigen. Doch noch wichtiger: Das Apothekenpersonal wünscht sich anstelle von Ost-West-Denken mehr Einheitsgefühl. Eine gewisse Skepsis rund um die Wiedervereinigung bleibt jedoch.
Hoffnung, Überraschung und Gänsehaut sind nur einige der Gefühle, welche die deutsche Wiedervereinigung bei den Menschen hervorgerufen hat. In diesem Jahr feiert die deutsche Einheit bereits ihr 30. Jubiläum. Bis heute wird damit vor allem der Mauerfall vor 31 Jahren verbunden, wie rund jeder fünfte Befragte (19 Prozent) in der aposcope-Umfrage angibt. Jeder zehnte Umfrageteilnehmer (11 Prozent) assoziiert mit 30 Jahren Einheit jedoch auch Ungleichheiten beziehungsweise eine langsame Anpassung. Beim befragten Apothekenpersonal aus Ostdeutschland ist es sogar jeder Vierte (26 Prozent). Somit ist es für das Apothekenpersonal höchste Zeit, endlich nicht mehr in Ost-West-Kategorien zu denken, wie mehr als 90 Prozent von ihnen angeben. Stattdessen hält es die Mehrheit der Apotheker:innen und PTA (80 Prozent) für wichtig, in Anbetracht der Corona-Krise an die Gemeinschaft und Einheit zu erinnern – auch wenn die Unterschiede zwischen Ost und West offenbar noch nicht ganz verschwunden sind.
Während 80 Prozent der Umfrageteilnehmer:innen aus Westdeutschland zustimmen, dass das Thema „Ost-West“ für sie keine Rolle spiele, sind es bei den Personen aus dem Osten Deutschlands nur 58 Prozent. Der Großteil von ihnen (83 Prozent) fühlt sich außerdem im Vergleich zu den alten Bundesländern benachteiligt. Folglich sind nur 62 Prozent der Befragten aus Ostdeutschland der Meinung, dass der Solidaritätszuschlag, den Arbeitnehmer seit 1991 zahlen, um unter anderem die Kosten für die Wiedervereinigung zu decken, gestrichen werden sollte. Bei den Umfrageteilnehmer:innen aus Westdeutschland sind es 82 Prozent. Trotz aller Unterschiede sind sich die Apothekenteams weitgehend einig (82 Prozent), dass seit der Wiedervereinigung beim Zusammenwachsen von Ost und West insgesamt viel erreicht wurde.
Wiedervereinigung hatte kaum Einfluss auf das Berufsleben des Apothekenpersonals
Geht es um die Frage nach der eigenen Identität, betrachten sich mehr als die Hälfte der Apotheker:innen und PTA (59 Prozent) als „gesamtdeutsch“, wobei der Anteil bei den Befragten aus Westdeutschland deutlich höher ist (61 Prozent) als bei denjenigen aus Ostdeutschland (48 Prozent). Hinzu kommt, dass 71 Prozent der Befragten aus dem Osten die Ansicht teilen, dass bei der Wiedervereinigung einiges verloren ging, was im Osten gut funktioniert hat. Auf das berufliche Leben des Apothekenpersonals hatte der Mauerfall dagegen kaum Einfluss. Zwar hat nur ein kleiner Teil der Befragten (n = 49) die Wiedervereinigung bereits als Apotheker:in oder PTA miterlebt. Für knapp zwei Drittel von ihnen (64 Prozent) ergab sich daraus jedoch keine Veränderung.
Hinweis zur Methodik
Für die Umfrage wurden am 21. September 2020 insgesamt 307 verifizierte Apotheker:innen und PTA online befragt. Durch die Verwendung einer disproportional geschichteten Zufallsstichprobe aus dem Online-Panel von aposcope wurde gewährleistet, dass sowohl in Westdeutschland (n = 207) als auch in Ostdeutschland (n = 100) Befragte in ausreichender Anzahl vertreten sind und somit statistisch valide Vergleiche zwischen dem Apothekenpersonal in West- und Ostdeutschland möglich sind. Die Aussagen der Befragungsteilnehmer aus Ost- und Westdeutschland wurden im Rahmen der Analyse entsprechend der amtlichen Statistik gewichtet, so dass die Gesamtergebnisse wiederum ein repräsentatives Bild für die deutsche Apothekenlandschaft ergeben.