Berlin – Kontaktverbot, geschlossene Geschäfte und Home-Schooling: Die Corona-Pandemie stellt Deutschland wirtschaftlich und gesellschaftlich auf die Probe. Auch Apotheken leiden unter den derzeitigen Regelungen zum Infektionsschutz. Über Ostern hat die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina Empfehlungen für eine schrittweise Rückkehr zur Normalität vorgelegt, über die die Politik nun berät. Die deutliche Mehrheit der Apothekenteams (81 Prozent) befürwortet den Vorschlag einer Mundschutzpflicht, wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann, zeigt die neue aposcope-Umfrage.
Die Mundschutzpflicht ist eine der Leopoldina-Empfehlungen, sofern im öffentlichen Leben ein Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. Diese Maßnahme begrüßt ein Großteil der befragten Apotheker:innen und PTA. Zudem sprechen sich 59 Prozent der Umfrageteilnehmer:innen für eine generelle Maskenpflicht beim Einkaufen aus. Heiß diskutiert wird derzeit auch über die Nutzung einer App zur leichteren Nachverfolgung möglicher Kontakte mit bestätigt infizierten Personen. Die Nutzung wäre hierzulande freiwillig und stößt bei den Apothekenteams auf breite Zustimmung: 56 Prozent halten eine solche Maßnahme für sinnvoll. Unter den befragten Apothekern ist die Zustimmung mit 65 Prozent deutlich höher als bei den PTA (47 Prozent).
Trotz wirtschaftlicher Einbußen: Apotheken für Verlängerung des Kontaktverbotes
Die Apotheken spüren das am 23. März 2020 verhängte Kontaktverbot nach wie vor deutlich: 43 Prozent geben an, seitdem weniger Kunden zu haben. Die Auswirkungen sind jedoch je nach Lage unterschiedlich spürbar: Während Center-Apotheken vor existenziellen Bedrohungen stehen, hat sich bei anderen Apotheken die Kundenzahl inzwischen fast wieder auf Normalmaß eingependelt. Jede dritte Apotheke (34 Prozent) ist laut Umfrage besonders stark von Laufkundschaft abhängig, bei weiteren 18 Prozent hat diese eine eher hohe Bedeutung. Mehr als die Hälfte des befragten Apothekenpersonals (53 Prozent) erwartet eine Belebung des Geschäfts, wenn die Kontaktbeschränkungen gelockert werden. 40 Prozent gehen von unveränderten Verhältnissen aus.
Ursprünglich wurde das Kontaktverbot bis zum 19. April 2020 verhängt, um anschließend über das weitere Vorgehen zu beraten. Doch nur knapp jeder vierte Befragte (24 Prozent) glaubt, dass dann wirklich Schluss sein sollte. 42 Prozent sprechen sich für eine Verlängerung um weitere zwei Wochen aus, 26 Prozent sogar für weitere vier Wochen oder noch länger.
Mögliche Lockerungen der Corona-Regelungen: Schulen haben oberste Priorität
CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer fordert eine bundesweit einheitliche Regelung bei der Lockerung der Kontaktbeschränkungen. Das sieht die deutliche Mehrheit (85 Prozent) der Apotheker:innen und PTA auch so. Hinsichtlich einer möglichen Wiedereröffnung haben Schulen und Bildungseinrichtungen für mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Umfrageteilnehmer:innen eine hohe Priorität. Bei Kindertagesstätten sieht jeweils rund ein Drittel der Befragten eine sehr hohe (35 Prozent) oder mittlere Priorität (37 Prozent). Dazwischen steht für die Apothekenteams der Einzelhandel: 46 Prozent wünschen sich hier eine schnelle Rückkehr zur Normalität. Das Gastgewerbe fällt bei der Priorisierung mit 20 Prozent deutlich dahinter zurück. Selbst bei den Behörden sieht nur etwa ein Viertel (26 Prozent) eine hohe Priorität.
Sorge vor der Ausbreitung des Virus bleibt
Im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus wird aktuell verstärkt über den Einsatz von Schnelltests zur Antikörper-Bestimmung in Apotheken diskutiert. Bislang bieten das nur sehr vereinzelt Apotheken an (2 Prozent), allerdings plant ein weiteres Viertel der Umfrageteilnehmer:innen, ein entsprechendes Angebot demnächst in der Offizin aufzunehmen. Für die Mehrheit (72 Prozent) ist das derzeit jedoch kein Thema. Zudem teilt mehr als die Hälfte der Befragten (51 Prozent) die Auffassung, dass alle Apotheken in Deutschland derartige Tests anbieten sollten, nicht.
Die Zahl der Erkrankungen in den Teams ist wie in den Vorwochen gering: Nur 2 Prozent der Befragten geben an, dass ein Kollege akut erkrankt ist, bei 4 Prozent waren Kollegen erkrankt, sind aber inzwischen wieder genesen. Die deutliche Mehrheit (91 Prozent) weist allerdings keine Covid-19-Erkrankung im Kollegenkreis auf. Dennoch ist die Sorge vor dem Virus weiterhin groß. Mehr als die Hälfte der Apotheker:innen und PTA (53 Prozent) befürchten, dass auch in Deutschland viele Menschen an dem Coronavirus sterben werden und rund drei Viertel haben Angst, dass sich das Virus in den kommenden Wochen weiter massiv verbreiten wird (74 Prozent). Im Vergleich zur Vorwoche (65 Prozent und 78 Prozent) sind diese Befürchtungen jedoch etwas zurückgegangen. Selbst Angst vor einer Infektion haben weiterhin 40 Prozent der Teilnehmer.
Hinweis zur Methodik
aposcope befragt seit dem 25. Februar 2020 jede Woche verifizierte Apotheker:innen und PTA online zum Thema Coronavirus. An der aktuellen Umfrage zur „Zahl der Woche“ nahmen am 14. April 2020 insgesamt 311 Apotheker:innen und PTA teil. Die Fragestellung lautete: „Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat über Ostern Empfehlungen für eine schrittweise Rückkehr zur Normalität vorgelegt. Inwieweit halten Sie die folgenden Empfehlungen für sinnvoll?“ Mögliche Antworten auf die Option „Mundschutzpflicht im öffentlichen Leben, wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann“ waren „Sehr sinnvoll“, „Sinnvoll“, „Eher sinnvoll“, „Eher nicht sinnvoll“, „Nicht sinnvoll“, „Überhaupt nicht sinnvoll“ und „Keine Angabe/Weiß nicht“. Die Umfrage ist repräsentativ für die deutsche Apothekenlandschaft.