Berlin – Schutzmaßnahmen, Ansteckungsgefahr, Kurzarbeit: Die Corona-Pandemie stellt Apothekenteams vor neue Herausforderungen. Dabei gilt eine Schließung der Offizin infolge einer Infektion im Team für viele Apotheken als Worst-Case-Szenario. Gemäß Robert Koch-Institut (RKI) muss im Falle einer Erkrankung in einer Apotheke nicht unbedingt das komplette Personal unter Quarantäne gestellt oder die Apotheke direkt geschlossen werden. Diese Vorgehensweise befürworten drei Viertel der Apotheker:innen und PTA (75 Prozent), wie die aktuelle aposcope-Umfrage zeigt.
Der Kundenansturm, den viele Apotheken zu Beginn der Corona-Pandemie verzeichnen konnten, gehört durch das Kontaktverbot inzwischen vielerorts der Vergangenheit an. Während die Hälfte der Befragten (49 Prozent) von einer gleichbleibenden oder sogar steigenden Kundenanzahl berichtet, ist für 46 Prozent ein Kundenrückgang spürbar. In der Folge kamen bereits in der Vorwoche (Kalenderwoche 14) Maßnahmen wie flexible Arbeitszeiten (30 Prozent), Überstundenabbau (22 Prozent) oder Kurzarbeit (8 Prozent) zum Tragen. Hinzu kommen bei rund einem Drittel der Umfrageteilnehmer:innen Sorgen um die eigene wirtschaftliche bzw. finanzielle Lage (31 Prozent) sowie das wirtschaftliche Überleben der Apotheke (29 Prozent).
Apothekenpersonal will Schließungen vermeiden
Wird die Apotheke aufgrund einer Infektion im Team geschlossen, dürfte dies gravierende wirtschaftliche Folgen haben. Zwar geben 90 Prozent der Apotheker:innen und PTA an, dass es in ihrem Kollegenkreis bisher keine Covid-19-Erkrankung gab, dennoch mussten in den letzten Wochen bereits mehrere Apotheken aufgrund einer Infektion schließen. Die gute Nachricht ist jedoch: Gemäß dem RKI ist es im Falle einer Infektion in der Apotheke nicht zwingend notwendig, direkt alle Mitarbeiter:innen unter Quarantäne zu stellen und die Offizin zu schließen. Stattdessen könne der Betrieb und damit die pharmazeutische Versorgung unter gewissen Voraussetzungen aufrechterhalten werden. Dieses Vorgehen stößt bei drei Viertel aller Befragten (75 Prozent) auf Zustimmung. Dabei ist der Zuspruch unter den Inhaber:innen am größten (97 Prozent).
Sorge um andere steht für Apotheken weiter an erster Stelle
Auch wenn die Existenzangst unter den Apothekenteams wächst, gilt ihre größte Sorge weiterhin anderen: Knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Befragten sind derzeit am häufigsten um die Gesundheit von Angehörigen aus einer Risikogruppe besorgt. Erst an zweiter Stelle folgt die Sorge um die wirtschaftliche Stabilität Deutschlands (56 Prozent). Weiteren 32 Prozent bereitet die eigene körperliche Gesundheit Sorgen. Zudem befürchten mehr als drei Viertel (78 Prozent) des Apothekenpersonals, dass sich das Coronavirus in den nächsten Wochen weiter massiv ausbreiten wird. Zwei Drittel (66 Prozent) gehen außerdem von vielen Todesopfern in Deutschland aus, auch wenn diese Befürchtungen im Vergleich zur Vorwoche (82 Prozent sowie 70 Prozent) leicht zurückgegangen sind.
Behandlung von Covid-19: Keine Bevorratung mit Morphin und Co.
Die Zahl der Erkrankten wächst auch in Deutschland weiter und die Suche nach geeigneten Behandlungsmöglichkeiten läuft auf Hochtouren. In Apotheken werden weiterhin vor allem fiebersenkende Mittel (83 Prozent) sowie Schmerzmittel (76 Prozent) stark nachgefragt. Zur Behandlung von Covid-19-Erkrankungen kommen auch Opiate wie Morphin oder Sedativa infrage. Eine Bevorratung mit entsprechenden Medikamenten hält allerdings die Mehrheit der Befragten (58 Prozent) derzeit nicht für sinnvoll. Für die Hälfte der Apotheker:innen und PTA ist eine Bevorratung mit Morphin (50 Prozent) und Fentanyl (47 Prozent) derzeit kein Thema, bei Sufentanil (73 Prozent), Remifentanil (71 Prozent) und Midazolam (61 Prozent) ist der Anteil sogar noch höher.
In Bezug auf Schnelltests auf Antikörper gegen Sars-CoV‑2 nach österreichischem Vorbild ist das Apothekenpersonal gespalten: Knapp die Hälfte der Befragten (47 Prozent) würde solche Tests in ihrer Apotheke begrüßen, während die andere Hälfte (48 Prozent) dies ablehnt. Um den Anstieg der Infektionszahlen weiter zu verlangsamen, sprechen sich 50 Prozent der Umfrageteilnehmer:innen für eine Verlängerung des Kontaktverbotes um zwei bis vier Wochen aus. Außerdem wünscht sich mehr als die Hälfte (53 Prozent) eine Mundschutzpflicht beim Einkaufen.
Hinweis zur Methodik
aposcope befragt seit dem 25. Februar 2020 jede Woche verifizierte Apotheker:innen und PTA online zum Thema Coronavirus. An der aktuellen Umfrage zur „Zahl der Woche“ nahmen am 7. April 2020 insgesamt 306 Apotheker:innen und PTA teil. Die Fragestellung lautete: „Gemäß Robert Koch-Institut (RKI) soll bei einer Corona-Infektion in einer Apotheke nicht mehr zwingend das gesamte Personal in Quarantäne genommen und die Apotheke geschlossen werden. Inwieweit halten Sie diese Vorgehensweise für sinnvoll?“ Mögliche Antworten waren „Sehr sinnvoll“, „Sinnvoll“, „Eher sinnvoll“, „Eher nicht sinnvoll“, „Nicht sinnvoll“, „Überhaupt nicht sinnvoll“ und „Keine Angabe/Weiß nicht“. Die Umfrage ist repräsentativ für die deutsche Apothekenlandschaft.